Hotel Grote Markt

Thomas Müller Ivan Reimann Architekten

Hotel Grote Markt

Plastische Vertikalität

Der für das Hotel am Groninger Grote Markt verwendete Backstein im Waalformat greift die traditionelle nordwesteuropäische Bauweise auf und interpretiert sie zeitgemäß.

Der Entwurf übernimmt die Vorgabe der charakteristischen Gliederung der Fassade durch drei markante Stufengiebel. Durch den im Blockinneren neu entstandenen Platz, den Nieuwe Markt, mit dem Neubau des Groninger Forums, entsteht die besondere städtebauliche Situation, dass das Hotel zwei Platzfassaden besitzt. Beide Fassaden haben die gleiche Grundgliederung mit der Aufteilung in drei Häuser, unterscheiden sich aber in der Ausformulierung. Die Seite zur Gasse, die die beiden Plätze verbindet, ist geprägt von plastisch gegliederten Wandfeldern. 

Neben dem Maßstab und der traditionellen Form der Giebel war von Beginn an Backstein als Material gesetzt, im relativ kleinen Waalformat. Der Entwurf bezieht sich dabei auf die lange, nordeuropäische Backsteintradition, die zum Groninger Stadtbild gehört und die mit den Bauten der Amsterdamer Schule eine besondere Ausprägung erfahren hat. Die Bauten dieser Phase zeichnen sich aus durch eine expressive, plastisch gegliederte Fassadengestaltung, oft mit ornamentalen Backsteindetails. Diese Elemente dienten als Vorbild und werden durch den Entwurf in eine zeitgemäße Form übersetzt. Plastisch gegliederte Pfeiler markieren die drei Häuser, die Stürze mit ihrem stehenden Relief betonen die Vertikalität, und Details in Belgisch Granit, dem charakteristischen, dunkelgrauen Kalkstein der Region, bilden die Abschlüsse und Fußpunkte der Pfeiler. 

Die Umsetzung dieser aufwändigen, tiefen Fassade mit ihren handwerklichen Details wurde möglich durch die Kombination verschiedener Herstellungstechniken. So gibt es vor Ort per Hand gemauerte Abschnitte, im Werk vorgefertigte, aus vollen Steinen gemauerte Pfeilerelemente und verschiedene verstärkte Fertigteile, vor allem in den Giebelbereichen. Diese komplexe Ausführung war nur möglich durch die exakte digitale Modellierung bereits während der Entwurfsphase und die detaillierte BIM Planung. In der Mitte der neuen „Oostwand“ gegenüber dem Rathaus ist ein Haus mit einem Gesicht entstanden, das auf vielfältige Weise Bezug nimmt auf die Geschichte und Tradition der Stadt.

Thomas Müller Ivan Reimann Architekten

Ort
Groningen, Niederlande
Bauherr
VolkerWessels Vastgoed
Grundstückfläche
1.095 m²
Bebaute Fläche
1.095 m²
Nutzungsfläche
4.300 m²
Bauzeit
2018–2021
Baukosten
19,8 Mio. €