Himmel & Erde

Mariano Managò

Himmel & Erde

Experiment Lehmhochhaus

Bei der Recherche war auffallend, wie viele historische Lehmbauten besonders hoch waren. Es könnte also produktiv sein, zu untersuchen, warum diese Bauweise vorteilhaft war und letztlich, wie sie es wieder sein könnte. Gleichzeitig können mit der Idee eines Hochhauses Potenziale und Limitierungen dieses nachhaltigen Materials aufgezeigt werden. Durch die Herstellung eigener Ziegel und eines Mock-Ups des Gewölbes wurden schließlich die Elemente des späteren Entwurfs identifiziert.

Die letzte verbliebene Lehmgrube Berlins befindet sich unweit des Entwicklungsgebiets Georg-Knorr-Park. So kam es zu der Entscheidung, dort eines der im Masterplan vorgesehenen Hochhäuser zu planen. Das 60 Meter hohe Volumen dreht sich zur Lehmgrube auf der anderen Straßenseite, während ein versunkener Platz das Hochhaus durch seine Anordnung zu den benachbarten Gebäudeachsen im Kontext verortet.

In der Sockelzone befindet sich ein Nachbarschaftszentrum für das neue Quartier. Auf den folgenden 14 Stockwerken sind die Wohnungen angeordnet, im obersten Geschoss ein Gemeinschaftsraum. Die vier Wohnungstypen rangieren zwischen ca. 65 und 95 Quadratmetern und sind jeweils nochmal in Typen mit entweder Wohnzimmer oder zusätzlichem Schlafzimmer aufgeteilt. Durch die Spiegelung der Grundrisse und den Gebrauch verschiedener Fassadenelemente erhält die Fassade eine abwechslungsreichere Gestaltung. Opake Öffnungsflügel reduzieren den Glasanteil der Fassade auf ca. 20 Prozent.

Nachhaltig zu bauen bedeutet, möglichst viele verschiedene Materialien innovativ zu kombinieren. Darum wurde ein Lehm-Stahl-Verbund mit Stahlbetonkern entwickelt. Um eine tektonischen Wirkung zu erzeugen, sind die Ecken stützenfrei gehalten, was – um die  Spannweiten von sechs Metern beizubehalten – einen polygonalen Kern ausbildet. Über der Sockelzone trägt eine Stahlbeton-Kassetendecke die Lasten des Hochhauses ab. In den Wohnungsgeschossen werden zwischen einem Drei-Meter-Raster aus verzinkten  Stahlträgern Klostergewölbedecken aus Lehmziegeln mit einer Lehmschüttung aufgespannt. An der Fassade werden die Stahlstützen in Stampflehm gehüllt, um diese vor Brand zu schützen. Um die Fassade herum wird eine Balkonschicht mit Trapezblechen angehängt, die den Stampflehm von Wettereinflüssen abschirmt. Zugseile ordnen die Fassade am Gebäudeperimeter.

Mariano Managò

Ort
Berlin
Architektenprofil
Grundstückfläche
386 m²
Bebaute Fläche
864 m²
Nutzungsfläche
5.019 m²
Bauzeit
Baukosten