Lindenauer Hafen Leipzig
W&V Architekten
Neubau mit Gründerzeitcharakter
Nur vier Kilometer westlich des Stadtzentrums, zwischen eindrucksvoller Industriearchitektur und direkt angrenzend an den Leipziger Stadtteil Plagwitz, entstand ein vielfältiges Stadtquartier am Lindenauer Hafen. Städtebaulicher Auftakt des neuen Wohnviertels ist der Hafenkopf von W&V Architekten. Dieser gliedert sich in ein 5-geschossiges Winkelgebäude und einen überhöhten 5-geschossigen Solitär mit insgesamt 56 Wohnungen. Das Ensemble besticht nicht nur durch die exponierte Lage am Wasser: Wohltuend bricht der Turm die gleichförmige Höhenlinie des Hafenquartiers und zieht die Verbindung zu den historischen Hafenspeichergebäuden im Nordosten.
Diese herausgehobene Position setzt sich in der architektonischen Gestaltung konsequent fort. Der Turm zeigt klare Kante: alle Öffnungen – Fenster ebenso wie Loggien – sind in der gleichförmigen Rasterung integriert und werden von der präzisen, geradlinigen Kubatur gerahmt. Dagegen tritt die hofseitige Fassade des Winkelbaus hinter der Gebäudekante zurück.
Die rotbraune Klinkerfassade greift die Materialität der gründerzeitlichen Fabrikbauten in der Umgebung auf. Im Besonderen zeigt sich die industriell geprägte Formensprache in Referenz zur Industriearchitektur Fritz Högers – führender Vertreter des norddeutschen Backsteinimpressionismus und Architekt des Flaggschiffs der Leipziger Konsumzentrale – durch ausgewählte maritim anmutenden Details, wie filigrane Brüstungsgeländer, Bullaugenfenster und außenliegende, geschosshohe Vorhänge. Dieser schiffssegelartige Sicht- und Sonnenschutz kann individuell angepasst werden und wird so zum interaktiven Element der Fassade.
Das Gebäudeensemble wurde ressourcenschonend in Ziegelbauweise unter Rückbesinnung auf traditionelle Techniken ausgeführt. Das Gebäude ist als Massivbau aus Mauerwerk mit Kerndämmung und Klinkervormauerung sowie Betondecken errichtet.
Im Süden öffnet sich das Ensemble hin zum Wasser und schafft gleichzeitig eine klare räumliche Definition des Innenhofs, der in die sich anschließende Promenade und Parkanlage übergeht. Es bildet so eine durchlässige, bauliche Grenze, die der Integration der Baukörper im neuen Quartier zuträglich ist und ein selbstbewusstes Zeichen für moderne Stadtentwicklung setzt. Eine Spielanlage für Kinder sowie Sitzmöglichkeiten schaffen die Grundlage für gemeinsame Freizeitaktivitäten und sind als Treffpunkt für die BewohnerInnen konzipiert. Das Innenraumkonzept des Winkelgebäudes besticht durch eine konsequente Ausrichtung zu den Gewässern und dem landschaftlichen Umfeld. Die Wohneinheiten des Turms zeichnen sich durch den Loftcharakter mit flexiblen Grundrissen aus, die den Ausbau als Atelier und individuelles Wohnen und Arbeiten zugleich ermöglichen. Die Wohnfläche jedes Lofts wird durch den innenliegenden Erschließungskern in Form eines Lastenaufzugs gegliedert. Dieser Kern bietet eine Zonierung in Arbeits- und Wohnbereich. Sämtliche Wohnungen sind barrierefrei, die Wohnungen des Atelierhauses zudem rollstuhlgerecht.
W&V Architekten