Wohnen am Verna-Park
Baur & Latsch Architekten
Neu Interpretiert
An die Typologie der dreiseitig angelegten Hofreiten und die Arbeiterhäuser der ehemaligen Opel-Mitarbeiter knüpft die Wohnanlage in Nachbarschaft zum Verna-Park in Rüsselsheim an.
Zwischen Frankfurter Straße und Taunusstraße, in direkter Nachbarschaft zum Verna-Park, wurde eine kleinteilige Bebauung aus sieben Häusern in den Stadtkörper eingepasst.
Die Körnung der Neubauten orientiert sich an den benachbarten Strukturen, vor allem an den Hofreiten der Frankfurter Straße. Es wurde an die jeweils westlich und östlich angrenzenden Brandwände angebaut, durch diesen Rhythmus entstand eine Raumsequenz, die in ihrem Schwerpunkt einen gemeinschaftlichen Platz beherbergt. Die Baukörper sind situativ modelliert: Rücksprünge reagieren auf Nachbargebäude, die erdgeschossigen Eingangsbauten zitieren die Tradition des Anbauens und bilden halböffentliche Hofsituationen aus.
Fassaden aus hellen Klinkern knüpfen an die umgebenden Oberflächen der Wohnbauten, Mauern und alten Industriebauten, wie etwa des nahen Opel-Altwerks, an. Das Viertel zwischen den Bahngleisen und der Frankfurter Straße ist von kleinen Einzelhäusern geprägt, die um 1900 für Opel-Mitarbeiter in einer dichten Struktur aus kleinen Stadtblicken errichtet wurden. Diese Gebäude sind auch heute noch, teilweise in unverputztem Backstein, erhalten. Die hofseitigen Stall- und Scheunengebäude der Hofreiten mit ihren Holztoren und Holzgalerien bilden das Vorbild für die Holzkonstruktion der südlichen Balkone.
Die historischen Klinker der Umgebung sind von einem bleichen, teilweise grünlichen Ton geprägt, der so nicht mehr erhältlich ist. Um die Fassaden in das Umfeld einzubetten, wurde ein roter Backstein mit Kohlebrand und einer hellen eingebrannten Schlämme veredelt. Die individuell angefertigten Klinker wurden handwerklich in Riemchen gebrochen und im Mörtelbett auf die Fassaden aufgebracht.
Geschlossene Lochfassaden grenzen an den öffentlichen Weg, nach Süden öffnen sich die Gebäude großflächig. Hier wurde jedem Baukörper ein Holzregal vorgestellt. Dieses birgt schmale Balkone und tiefe Loggien, spendet als Brise Soleil Schatten und dient als Rankgerüst. Kleine Wohnungen für Einzelpersonen und Studierende, barrierefreie Wohnungen für Senioren, Familienwohnungen sowie Wohngemeinschaften werden angeboten, über die gesamte Anlage durchmischt. Das Areal stellt mit der dichten Bebauung räumlich eine besondere Herausforderung dar. Halb öffentliche Grünräume, befestigte Aufenthaltsbereiche und Verbindungsräume verweben sich gestalterisch zu einer zusammenhängenden Struktur. Getragen wird das Konzept durch den Einsatz eines einheitlichen Pflasterbelags, der über größer werdende Pflanz- und Rasenfugen zu den begrünten Flächen hin einen fliegenden Übergang erzeugt. Auch die typischen Mauereinfassungen der tiefen Grundstücke wurden aufgegriffen und bilden nun das Rückgrat der öffentlichen Durchwegung.
Baur & Latsch Architekten