Sediment-Loft Marienwerder
Tillmann Wagner Architekten BDA
Raumeffizientes Sediment-Loft
Das Ein-Raum-Haus greift architektonisch das Thema seines durch Sedimentierung entstandenen Baugrunds auf. Die wiederverwendeten Ziegel transportieren Erinnerungen und werden zum Leitmaterial, außen wie innen.
Inspiration für das Sediment-Loft ist das Motiv einer steinernen Bank im Garten über sedimentartigen Baugrundschichtungen. In der architektonischen Modulation wird die Sitzbank zu einem Bankerker, der, wie das gesamte Mauerwerk, aus recycelten Ziegelsteinen gebaut ist. Die Steine tragen die persönliche Erinnerung des Bauherrn an seinen Großvater in sich, denn sie wurden aus dessen baufälliger Remise geerntet. Durch den Einsatz des wiederverwerteten Werkstoffs wird das „Sedimenthaus“ zu einer Studie in Suffizienz und ressourcenschonendem Bauen.
Das Bauwerk, das sich in Versätzen von der Beton-gründung über die Schichtung der unterschiedlich getönten Steine bis zur grau-grünlich beschieferten Dachpappe fortsetzt, erinnert an die gemauerten Feldscheunen der Region und greift gleichzeitig die Sedimentschichten des zwischen drei Gewässern liegenden Schwemmlands auf. Es entsteht eine Hausskulptur von großer Plastizität, in deren Versätzen sich Orte des Stehens, Sitzens und Liegens abzeichnen: Aus der Nordwand kragt die gemauerte Sitzbank als Erker mit spanischer Wand aus, nach Osten tritt die Dusche als Risalit-Körper neben das Regenwasserbecken. Anstelle von Fensteröffnungen ist das Mauerwerk als Sicht- sowie Einbruchschutz durchbrochen und hinterglast.
Der Innenraum bietet höchste Raumeffizienz: Schlafnischen, Kochecke und Bad sind als möbelartige Einbauten aus weiß geöltem Birkensperrholz konstruiert. Sie differenzieren den Einraum, ohne dessen Raumwirkung und das Durchwohnen zu beeinträchtigen. Eine Kinderempore über den Gästealkoven erschließt den Raum direkt unter dem Dachzelt, durch dessen runde Oberlichter über den Tag Sonnenflecken durch den Loftraum wandern. Auch die Technik ist reduziert: Ein Holzofen mit Wärmespeicher sorgt mit Holz aus dem nahegelegenen, eigenen Waldstück für Raum- und Kochwärme, das Regenwasser von den Dachflächen wird in einem offenen Becken gesammelt.
Tillmann Wagner