Drei Fragen an Ulrich Brinkmann

Ulrich Brinkmann (Redakteur Bauwelt)

Das Preisgericht hat erstmals gleich dreimal Gold in der Kategorie Wohnungsbau vergeben. Warum?

Ulrich Brinkmann (UB): Weil wir drei Projekte von sehr vergleichbarer Qualität und Aufgabenstellung in drei europäischen Städten vorliegen hatten. Die Gebäude liefern gelungene Antworten auf dieselben Fragen: Wie verbinden wir das Schaffen von genügend städtischem Wohnraum mit einer angemessenen architektonischen Lösung, bei der es nicht nur um Quantität geht, sondern auch um Qualität? Wie bauen wir unsere Städte angemessen weiter, die ja nie eine Tabula rasa, sondern von der Architektur aus Jahrhunderten geprägt sind?

Robertneun Architekten GmbH | Quartier Heidestraße Core

Was ist wichtig für eine erfolgreiche Quartiersentwicklung, die die Lebensqualität steigert?

UB: Das ist jetzt nichts Neues, aber in meinen Augen immer noch nicht ausreichend umgesetzt: die Forderung nach einer möglichst guten Mischung. Funktional und sozial, klein und groß, alt und jung, schon immer da gewesen und neu hinzugekommen. Außerdem wenig Verkehrsaufkommen, Gewerbe, Produktion und Wohnen, Kultur, Bildung – kurz: die 15-Minuten-Stadt. Wenn wir die Quartiere so anlegen, mit einer Architektur, die den Namen verdient, und ansprechenden öffentlichen Räumen, dann tun wir eigentlich nichts anderes als das, was über Jahrhunderte hinweg guten Städtebau ausgemacht hat. Da nach dem Exkurs in die Charta-von-Athen-Stadt wieder hinzukommen, ist nicht leicht. Aber es zeigt sich doch: Monostrukturen sind nicht krisensicher.