Haus im Burggarten
Uwe Schröder Architekt
Die Romantisierung der Architektur
Das Haus im Burggarten ist ein studentisches Wohnhaus in Bonn Poppelsdorf. Auf dem ehemaligen Gartengrundstück des benachbarten Eckhauses führt es nun raumwirksam die Schließung des bestehenden Blockrandes fort.
Auf einer Parzellengröße von ca. 12 Metern Breite und einer durchschnittlichen Tiefe von nur 5,6 Metern, entwickelt sich der Bau über drei oberirdische Geschosse in die Höhe. Über den mittigen Eingang mit kleiner Vortreppe wird das zentral gelegene Treppenhaus erreicht. Auf allen Geschossen finden sich vor der Treppe passagenartige Räume als Zugang zu den links und rechts angelagerten Kleinwohnungen. Der in der straßenseitigen Fassade auftretende kolossale Bogen zieht beide Seiten des Hauses zu einem Baukörper zusammen.
Dem Bau, welcher auf den ersten Blick weder alt noch neu erscheinen mag, sind Verbindungen zum mittelbaren und unmittelbaren Ort eingeschrieben. So ist das Gebäude konzeptionell ebenso wenig ohne die universitären Institutsbauten des späten 19. Jahrhunderts rund um die Meckenheimer Allee, als auch ohne seinen ungleichen Zwilling – dem Eckhaus zur Sternenburgstraße – zu verstehen.
Das Haus im Burggarten führt nicht nur die im Eckhaus untergebrachte Nutzung von studentischem Wohnen fort. Es greift in variierter Form auch das Motiv des Eingangsgewölbes auf und führt das Thema auf Grund der geringen Grundstücksgröße in die Vertikale. Durch die Konstruktion, die Farbigkeit des glasierten Materials, aber auch durch die dekorierend eingemauerten gelben Klinker spannt die Tonne hier zeichenhaft ein imaginäres Himmelszelt über den zentralen Raum des Hauses. Die zweifarbig kontrastierende Betonung des Mauerwerkverbandes rekurriert dabei im weiteren Zusammenhang auch auf die Vorstellung einer ursprünglichen, textilen Raumbildung (vgl. Gottfried Semper).
Materialität und Farbigkeit des Ziegels binden das Haus nicht nur in die direkte Nachbarschaft zurück. Zugleich verweisen Sie auf die alten Institutsgebäude der Universität Bonn, wie zum Beispiel die Neue Anatomie (1868–1872, August Dieckhoff, Jacob Neumann) oder das Physiologische Institut (1875–1878, Jacob Neumann). Eine der Vorstellung vorbehaltene Korrespondenz der Orte also, welche auf der Verwandtschaft von Widmung, Materialität, und Farbigkeit gründet. Im Inneren verfügen die sechs Appartements jeweils nur über einen Raum, in welchen ein Funktionskörper aus Bad, Küche und darüberlegender Schlafempore eingestellt ist. Auch das Mosaikparkett rekurriert in symbolischer Weise auf die Vorstellung einer ursprünglich textilen Raumbildung.
„Die Welt muß romantisiert werden. So findet man den ursprünglichen Sinn wieder.“ (...) „Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehen, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, so romantisiere ich es.“ [Novalis, Fragmente und Studien (1797 – 1798)]
Uwe Schröder Architekt