Luise 19E
undjurekbrüggen
Soziale und ökologische Wertschöpfung
Luise 19E sollte eigentlich abgerissen werden. Doch mit dem aus dem Rückbau gewonnenen Backstein ist in einem partizipativen Prozess ein neues Haus entstanden – getreu dem Motto: von der Gemeinschaft für die Gemeinschaft.
Luise 19E war einmal ein altes dreckiges Gebäude mit vier Garagen und sollte eigentlich abgerissen werden. Es steht auf dem denkmalgeschützten Gelände der Uferwerk eG, einer Genossenschaft für gemeinschaftliches und nachhaltiges Mehrgenerationenwohnen.
Die Fundamente waren teilweise ungenügend tief gegründet, der Boden war zudem mit Öl kontaminiert, die gemauerten Wände hatten große Risse, durch das Dach regnete es hinein. Die Dachdeckung enthielt Asbest und PAK. Die Innenräume waren klein und dunkel, das Mauerwerk wirkte kalt und feucht.
Bei einem Wettbewerb gewannen die jungen Architektinnen und Architekten von undjurekbrüggen und retteten den Bestand. Trotz des sehr schlechten Zustandes und des bereits genehmigten Ersatzneubaus schlugen sie vor, Luise 19E soweit wie möglich zu erhalten und zu sanieren. Luise 19E sollte zu einem Gemeinschaftshaus für alle Bewohnenden werden – als ein Treffpunkt und gemeinsamer Wohnraum für alle.
Die neue Gestalt und Nutzung von Luise 19E entstand in einem partizipativen Planungs- und Bauprozess mit den Genossenschaftlerinnen und Genossenschaftlern. In zahlreichen Workshops, Vorträgen und Projektgruppen wurde über die Nutzung und Gestaltung diskutiert – in zahlreichen Arbeitseinsätzen wurde in Eigenarbeit auf der Baustelle mitgearbeitet.
Das Dach musste wegen der starken Kontamination abgerissen und entsorgt werden. Die östliche Garage ohne bestehendes Fundament konnte vorsichtig abgebaut und neue Fundamente errichtet werden. Aus den Steinen des Abbaus wurde das vorherige Volumen mit großen, neuen Öffnungen wieder aufgebaut. Die Zwischenwände wurden bis auf Wandvorlagen abgerissen und die Außenwände mit den dadurch gewonnen Steinen auf eine Höhe aufgemauert und saniert. Ein neuer Ringanker stabilisiert das Gebäude. Eine Decke aus Holzbalken trägt die Holzfaserdämmung und ein Gründach. Darüber liegt eine lichtdurchlässige Photovoltaik-Anlage aus einzelnen Röhren.
Der Bestand wurde in seiner Heterogenität belassen und nur konstruktiv ausgebessert beziehungsweise mit wiederverwendetem Material ergänzt. Das neue Dach mit sichtbarer Holzbalkendecke und Ringanker setzt sich im Inneren wie im Äußeren vom Bestand ab. Die ehemaligen Garagen bleiben durch die Wandvorlagen erkennbar und gliedern den großen Gemeinschaftsraum. Dieser öffnet sich durch ein großes Schiebefenster nach Osten auf die Terrasse und zum angrenzenden Fluss.
Luise 19E speichert in ihren Bestandsmauern und den bestehenden Fundamenten nicht nur graue Energie – bei der Sanierung wurden auch die aus dem Rückbau gewonnen Backsteine wiederverwendet und wieder eingebaut. Die Versiegelung des Bodens kompensiert Luise 19E mit einem Gründach und ihre darüber aufgeständerte Photovoltaik-Anlage produziert regenerativen Strom. Eine klimapositive Innendämmung aus Hanfkalk reduziert den Energieverbrauch. Verschiedene eingemauerte Nistkästen in den Fassaden bieten Lebensraum für zahlreiche Vogelarten und fördern die Biodiversität. Luise 19E ist nun ein ökologisches, großzügiges Gemeinschaftshaus.
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