Brickfields Business Centre
Witherford Watson Mann Architects
Ein Fundament zum WeiterbaueN
Auffällig modern und britisch zurückhaltend zugleich fügt sich das robustmoderne Geschäftszentrum „Brickfields“ inmitten einer industriellen Umgebung im Londoner Osten ein – und baut damit auf ein historisches Fundament auf.
Der Bauplatz im Osten Londons ist sowohl alt als auch neu: Er liegt ganz in der Nähe einer alten Römerstraße, das Grundstück und die Straße daneben sind jedoch das Ergebnis einer Slumsanierung nach dem Zweiten Weltkrieg. Es handelt sich um ein unter Denkmalschutz stehendes Gebiet mit Fabriken, Reihenhäusern, einem Stiftungshaus und einem Eisenbahnviadukt, alles bestehend aus verwittertem Backstein. Das neue Gebäude bildet ein Geschäftszentrum von 5.400 m2 Grundfläche mit 98 Studios und Gemeinschaftseinrichtungen für gewerbliche Mieter. Das Bauprojekt profitiert von der jüngsten Modernisierung der oberirdischen Eisenbahn, verdichtet das städtische Gefüge und bessert dieses aus; es führt die Fundamente der Fabrik aus den 1980er Jahren, die es ersetzt, einer neuen Nutzung zu, indem es sie wiederverwendet.
Mit einer Länge von 90 Metern und einer Höhe von 6 Stockwerken ist es ein großes Gebäude für das kleinteilig strukturierte Umfeld. Die Gebäudemasse passt sich jedoch dem komplexen städtischen Kontext an, indem sie sich zu beiden Enden hin verjüngt und mit Facettierungen die sichtbare Länge unterbricht. Ausgehend von dem Viadukt werden aus vier sukzessive sechs Stockwerke und entlang der Nazrul Street aus den sechs wieder drei Stockwerke. Die Backstein-Pfeiler spiegeln den Rhythmus der engen Parzellen auf dieser „zufälligen“ Straße wider. Während die langen Fassaden rhythmisch und repetitiv sind, fallen die kurzen Enden figurativ und ein wenig verspielt aus. Die nördliche Eingangsfassade bestimmt ein Staffelgiebel wie der eines großen hanseatischen Hauses; die südliche Fassade mutet wie ein stürzendes Reihenhaus an, das unten rechts und oben links erodiert ist. Was außer Backstein könnte diesen Elementen, die das Gebäude an seinem Standort verankern, sowohl Kraft als auch Subtilität verleihen?
Eine halbe Million Backsteine wurden von Hand verlegt; diese bedächtige Handwerksarbeit wurde durch die schnelle, trockene und wetterfeste Bauweise ermöglicht. Die Außenwand aus 215 mm dicken Ziegelsteinen ist selbsttragend und im Mauerwerksverband „English Garden Wall“ (mit Binderschicht in jeder vierten Lage) verlegt. In der Seitenstraße sind die Zwickel unter den Fenstern im Muster eines „Korbgeflechts“ strukturiert; in der Eingangsfassade werden alle Öffnungen mit hohen Ziegelblöcken eingerahmt; die Schriftzüge sind mit einem auffälligen, orange glasierten Backstein realisiert. Trotz der komplexen Geometrien und der Verbandkonstruktion arbeiteten die Architekten mit nur sieben Sonderformen. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen Ziegelei und Architekt wurden geringe, dem Maßstab gerechte Kundenanpassungen an den Backsteinen vorgenommen. Der braunviolette Backstein verleiht diesem Gebäude eine ungewöhnliche Dynamik, die sowohl auf die Eigenschaften des Tons als auch auf den sich ständig verändernden Londoner Lichteinfall zurückzuführen ist: Das Aussehen variiert von kalt bis warm, von erdig bis glasig über den Tag und das Jahr hinweg.
Innerhalb der selbsttragenden Ziegelschale ist das Gebäude ein Stahlskelett. Die Studios befinden sich auf beiden Seiten eines langen, schlanken Lichthofs, der über Laufgänge an seinen Rändern zugänglich ist. Eine Reihe von terrassenförmig angelegten Brücken bieten gemeinsame Räume für Begegnung, Essen, Arbeit und Entspannung. Der Lichthof ist geprägt von Stahlträgern, Holzböden, Holzfenstern und -türen – und ganz oben ist der Lichtschacht mit demselben braun-violetten Backstein ausgekleidet, der den Gemeinschaftsbereichen eine warme Außenatmosphäre verleiht. Backsteine sind Teil der Seele dieses Gebäudes: hart und erdig im Ursprung, aber auch von warmer Ausstrahlung – so wie die Londoner.
Witherford Watson Mann Architects