Theater at Domain De Hoge Rielen
dmvA
eine bühne für die geschichte
Einst Militärlandschaft, heute ein Haus der Kultur: Im Theater at Domain De Hoge Rielen konserviert der Backstein die Vergangenheit des Gebäudes und fügt zugleich der Geschichte ein neues Kapitel hinzu.
Europa in den 1960er-Jahren: Die Domäne De Hoge Rielen wird als Militärlandschaft während des Kalten Krieges geschaffen. Die britische Armee baute in ganz Europa Lagerschuppen und Camps, um im Falle eines militärischen Aufruhrs schnell reagieren zu können. Als die Schuppen schließlich in Kasterlee errichtet wurden, war das militärische Konzept der lokalen Operations-basen jedoch bereits überholt. Daher diente die Domäne nur acht Jahre lang militärischen Zwecken. Seit 1976 wird die Domäne als Jugendunterkunft genutzt. Damals wurden die Gebäude nicht als militärhistorisches Erbe gewertet, was sich auch im Umgang mit den Gebäuden deutlich zeigt.
Mehrere Schuppen wurden von Grund auf renoviert, um als Unterkunftsgebäude zu dienen. Das Theater ist ein Beispiel dafür, denn hier wurde ein großer Schornstein aus braunrotem Mauerwerk hinzugefügt, der auch die vordere Fassade bedeckt. Im Jahr 2004 wurde vom Studio Secchi & Viganó ein Masterplan entwickelt, der das Gelände in eine natürliche, eine militärische und eine pädagogische Ebene unterteilt, wobei die Gebäude als militärisches Erbe gewertet werden. Das Theater ist eine interessante Externalisierung der Geschichte der Domäne De Hoge Rielen. Es ist ein einzigartiges hybrides Backsteinprojekt, bei dem die verschiedenen Zeitabschnitte durch unterschiedliche Arten von Backsteinmauerwerk sichtbar werden. So spiegelt sich die ursprüngliche militärische Phase in dem Stahlskelett mit Ausfachungsmauerwerk im Läuferverband wider. Der Beginn der pädagogischen Phase in den 1980er-Jahren wird durch den Mauerwerksverband am Schornstein sichtbar. Die Verfeinerung und Erhaltung dieser historischen Lesbarkeit war das Hauptprinzip bei der Planung des Umbaus.
Um das geforderte Programm zu verwirklichen, wurden Anbauten hinzugefügt, die in verleimtem Mauerwerk im Stapelverband ausgeführt sind und eine neue Zeitebene schaffen. In Anlehnung an den Schornstein aus den 1980er-Jahren, der buchstäblich auf der Hauptstraße steht, sind die Anbauten skulptural konzipiert. Der Schuppen wird nicht mehr als geschlossener Kasten betrachtet. Vielmehr wird eine Interaktion mit der Umgebung und der Hauptstraße gesucht. Diese Interaktion wird durch die Schaffung von Öffnungen in der Südfassade und im Kamin verstärkt.
dmvA entschied sich für eine Innendämmung des Schuppens, um das militärische Gerüst und seine Anbauten ablesbar zu halten. Die Wandkonstruktion enthält nacheinander das ursprüngliche militärische Mauerwerk, Wärmedämmung und Akustikbetonsteine, um das akustische Raumklima zu verbessern. Die Wahl der Materialien schafft auch eine Dualität der Atmosphäre: Der Innenraum wirkt nüchtern und neutral, während der Außenbereich durch die roten Backsteine eine warme Atmosphäre ausstrahlt.
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