Zweigeschossige Dachaufstockung eines denkmalgeschützten Ensembles
Trutz von Stuckrad Penner Architekten
Verwobene Zeitschichten
Die Sanierung und zweigeschossige Aufstockung eines denkmalgeschützten Ensembles in Hamburg setzt das Vorhandene im selben Rhythmus fort. Die Erweiterung fügt sich nahezu nahtlos in das historische Umfeld ein.
Die aus acht Einzelgebäuden bestehende Mietshausgruppe Methfessel-Ecke Lutterothstraße in Hamburg-Eimsbüttel wurde 1908 von der Konsumgenossenschaft „Produktion“ errichtet. Nach starken Kriegszerstörungen reduziert wieder aufgebaut, genießt die großstädtische Anlage mit ihren mehr als einhundert Wohnungen und mehreren Ladenlokalen als Zeugnis der Reformarchitektur heute Denkmalschutz. Notwendig gewordene umfassende Sanierungsarbeiten der imposanten Backstein-Fassade und des Notdaches der 1950er-Jahre wurden zum Anlass für eine Erweiterung des Mietwohnungsangebotes genommen. Nach einem intensiven Abstimmungsprozess mit den Baubehörden konnte schließlich eine innerstädtische Nachverdichtung in Form einer zweigeschossigen Aufstockung umgesetzt werden. Baukörperliche und stadträumliche Akzente der neuen Dachlandschaft sind ihre Hochpunkte und Loggiavorbauten, die mit der historische Fassadengliederung in einem formalen dialogischen Bezug stehen und die Rhythmisierung der historischen Großform in der neuen Dachebene fortsetzen.
Die bestehende Sichtmauerwerksfassade aus roten Backsteinen im Hamburger Format mit Teilflächen und Mustern aus verschiedenfarbig glasierten Backsteinen war stark sanierungsbedürftig. Ein farblich und haptisch ideal dem Bestand entsprechender Backstein war gefunden, der sowohl für Reparaturen als auch für die bauliche Erweiterung verwendet werden konnte. Das gesamte Fugennetz wurde mit einem Traßkalkmörtel neu abgedichtet. Ein neuer Mauerwerksdrempel mit einer hell glasierten Musterung aus Baukeramik vermittelt nun zwischen den Zeitschichten von Bestandsbau und Erweiterung. In Erinnerung an eine ursprüngliche Schieferdeckung wurden schwarze Schindeln aus Titanzink als Dachmaterial verwendet. In die farbig neu gefasste verputzte Hoffassade wurden zwei Aufzugstürme integriert. Die dreiundzwanzig vielfältigen neuen Mieteinheiten sind Etagen- oder Maisonettewohnungen und werden über konisch zulaufende Gauben oder über von der Straße aus nicht sichtbare Türanlagen zu den Dachterrassen belichtet. Der Ringofenklinker fand im Bereich der Drempel- und Dachterrassenbrüstungen, der Loggienportale und als Belag der Terrassenböden vielfältige Verwendung.
Beim Weiterbau des innerstädtischen Ensembles wahren die neuen Eingriffe die Würde des Bestandes. Die gestalterische Absicht ist eine Verwebung der lesbaren unterschiedlichen Zeitschichten zum einem neuen konsistenten Ganzen.
Trutz von Stuckrad Architekten
