Neubau greift Bautypus "Gadem" auf
Tim Schoene
Regelkorsett vs Konzeptarbeit
Der Entwurf für ein Innenstadtgrundstück in Münster thematisiert die Baulückenschließung unter besonderer Berücksichtigung der Einbindung in Münsters historischen Kontext und der Vereinbarkeit mit den lokalen baulichen Regularien. Das Gadem, ein historischer Bautypus, vereint Handelsräumlichkeiten mit klassischer Wohnnutzung und gilt als Referenz.
Entstanden als Kursaufgabe beschäftigt sich der Entwurf mit einem Baugrundstück im Kuhviertel, welches sich an den nordwestlichen Rand des Innenstadtzentrums erstreckt. Die angrenzende Buddenstraße läuft frontal auf den Buddenturm zu, der prägnantesten Landmarke des Viertels, welches sich aus Wohnungsbauten der Gründerzeit und Zweckbauten der 50er-Jahre mit vereinzeltem gewerblichen Betrieb in der Sockelgeschosszone zusammensetzt. Eine weitere Haustypologie findet sich auf dem Grundstück, auf dem es zu planen gilt: das Gadem, ein historischer Bautypus, vereint Handelsräumlichkeiten mit klassischer Wohnnutzung.
Konzept | Die Anforderungen an das Raumprogramm beinhalten eine repräsentative Büro- und private Wohnnutzung für einen Zweipersonenhaushalt. Außerdem ist ein Stellplatz auf dem Grundstück nachzuweisen. Zudem war es die Aufgabe, die Anforderungen des Bebauungsplans sowie der Altstadtsatzung zu implizieren. Des weiteren erschwerten die Gegebenheiten der alten Blockstruktur, eines vorhandenen Wegerechts in die rückwärtigen Garagen, sowie die Fensterausrichtung der Nachbarbebauung, den Entwurf. Die Grundstücksgröße beträgt 150qm und darf laut B-Plan eine GFZ von 1,6 und eine GRZ von 0,6 nicht überschreiten.
Da die vorhandene Substanz statische Mängel in der Konstruktion aufweist, wäre eine Sanierung des nicht denkmalgeschützten Gadems unwirtschaftlich. Daher fiel der Entschluss, einen Neubauentwurf zu erbringen.
Entwurf | Die Kubatur des Neubaus passt sich durch seine Firstständigkeit in den Straßenzug ein. Für ein homogeneres Bild wurden die Traufkanten der Nachbarbebauung aufgenommen. Es wurde eine funktionale Trennung zwischen Arbeiten und Wohnen vorgenommen, welche sich in der Vertikalen projiziert. Das Sockelgeschoss wurde zu einem Keil transformiert, welcher sich über die gesamte Grundstückstiefe erstreckt. Durch seine Positionierung in der mittleren Achse teilt das Sockelgeschoss die Grundstücksfläche in drei Zonen: Erschließung Haus + rückwärtige Garagen(Wegerecht); Büro; Parken + Pazzio. Die Obergeschosse beinhalten die Wohnfunktion und zeichnen sich durch ihren loftigen Charakter aus.
Jegliche Funktionen werden hinter einer doppelten Wand untergebracht, welche sich jeweils an den Brandwänden positionieren. Das erste Obergeschoss beinhaltet einen Wohn-, Koch- und Essbereich und bietet darüber hinaus einen Austritt auf die Dachterasse. Das zweite Obergeschoss ist für die private Nutzung ausgelegt und bietet Raum für Schlafen als auch für das Hobby. Eine perforierte Backsteinfassade grentzt den Innenraum an der Nordseite zur Straße ab. Sie bietet Sichtschutz und sorgt für einen diffusen Lichteinfall in den dahinterliegenden Zimmern.
Auf der Südseite des Gebäudes öffnet sie sich und ermöglicht einen weitreichenden Ausblick in die historische Altstadt. Die Grundrisse sind frei von Innenwänden und werden stattdessen durch hölzerne Einbauten unterteilt, die aus dem ansonsten zurückhaltenden und farbarm gestalteten Innenraum optisch hervor treten.
Tim Schoene