Gdansk Shakespearean Theatre
Renato Rizzi mit Proteco Engineering s.r.l.
Große Bühne für den Backstein
Das Shakespearean Theater in Danzig präsentiert eine außergewöhnliche Architektur mit klarem Bezug zum Baustoff Backstein. Hier wird Theater vollkommen neu gedacht.
Von außen prägen drei Hauptaspekte die Silhouette des Theaters: Volumen, Verstrebungen im Mauerwerk und ein Dach, das geöffnet werden kann. Aus dem Profil des Volumens kommen zwei klar getrennte Teile zum Vorschein: das elisabethanische Theater mit einer Gebäudehöhe von zwölf Metern und der 18 Meter hohe Bühnenturm. Aus technischen und symbolischen Gründen stellt er den höchsten Aussichtspunkt dar.
Bei geöffnetem Dach bietet sich vom Turm auch ein Blick in den Theaterinnenraum. Verstrebungen im Mauerwerk der Außenwände kennzeichnen die Volumen von Theater und Bühnenturm und verweisen in der Außenansicht auf den Rhythmus der modularen Innenraumstruktur. Ihre Aufgabe ist es, den Druck zu absorbieren, den die geöffneten Dachflügel auf die Wände ausüben.
Das zu öffnende Dach ist aus symbolischen Gründen erforderlich. Bei vollständiger Öffnung erreichen die Dachkanten eine Höhe von 24 Metern und schließen damit die vertikale Abstufung der Ebenen ab (6, 12, 18, 24 Meter). Im Grundriss zeigt sich die Form einer Stimmgabel, wobei die Hauptachse in Ost-West-Richtung verläuft. Der Bühnenturm trennt den Theaterbereich in Querrichtung von den Verwaltungsräumen. Er liegt im Zentrum und ist von umlaufenden Fußwegen umgeben. Um die Stimmgabel herum befindet sich ein Bereich mit einer Breite von 3,60 Metern, in dem alle horizontalen und vertikalen Verbindungswege untergebracht sind. Durch seine Zurücksetzung gegenüber den Außenkanten unterstreicht dieser figurativ autonome Teil die räumliche Hierarchie zwischen den unterschiedlichen formalen Systemen.
Im Gegensatz zur Schwere der Außenwände sind die Innenräume mit zwei hellen Holzarten ausgekleidet: Die eine kommt im elisabethanischen Theater zum Einsatz, die andere im abgehängten Volumen über dem Foyer. Im Theater wurde für die Module ein Achsmaß von 2,8 m x 2,8 m x 2,8 m übernommen, das sich durch archäologische Grabungen ergeben hatte.
Insgesamt bieten die 51 Module Platz für etwa 600 Zuschauer. Die hölzernen Pfeiler, deren Anordnung dem modularen Muster der Galerien entspricht, sind im Inneren mit einer Stahlstruktur versehen. Die Bühnentechnik befindet sich im Untergeschoss unter der Bodenplatte. Die Mobilität der Bühnen ist eine Antwort auf die Dachflügel. Im Foyervolumen gleicht eine schwebende Box die externen Massen aus. Ein großer, doppelgeschossiger Raum eröffnet den Blick auf unterschiedliche Hohlräume, die die Eintrittsbereiche vom Museumsareal im Untergeschoss bis zu den Galerien des Theaters hervorheben. Bei geöffnetem Dach können die Sonnenstrahlen sogar ins Kellergeschoss vordringen.
Renato Rizzi mit Proteco Engineering s. r. l.