Farbe, Verband, Format – gestalten mit Backstein

Raster und Lochfassaden, perforiertes Mauerwerk, unerschöpflicher Farbenreichtum, Reliefierungen, Ornamentik und Ziermauerwerk: Die gestalterische Vielfalt beim Bauen mit Backstein ist ausgeprägter denn je. Der Baustoff erfindet sich gerade neu. Und verleiht Gebäuden ein ebenso zeitgemäßes wie aufregendes Gewand.

Die Kombinationsmöglichkeiten sind nahezu unendlich. Damit ist Backstein ein echter Gestaltungskünstler wie das Stadthaus Neu-Ulm von Fink+Jocher Architekten zeigt (Einreichung im Rahmen des Fritz-Höger-Preises für Backstein-Architektur 2011).

Seit Jahrtausenden bauen die Menschen mit Backstein. In den vergangenen zwei Dekaden aber hat der Stein zu einem völlig neuen Selbstbewusstsein gefunden. Er besinnt sich einerseits auf seine große Tradition, die Architektur wirkt andererseits zukunftsgewandter denn je. Ein Grund: Backstein wird heute wieder sehr viel bewusster eingesetzt. Architekten verleihen ihren Gebäuden mit ihm ganz explizit gestalterische Qualität und Einzigartigkeit. Und das weltweit.
 

Ästhetische Qualität

Dabei ist prinzipiell erlaubt, was aus ästhetischer und funktionaler Sicht geht. Und was heute alles geht, das ist alle drei Jahre eindrucksvoll beim Preis für Backstein-Architektur zu sehen: Ein im Stile des Backsteinexpressionismus gehaltener Banken-Neubau in Bremen, ein Wohnhaus im argentinischen Rosario mit auffälligen Fassadendurchbrüchen, die nachts das Haus wie eine Laterne leuchten lassen – nur zwei außergewöhnliche Beispiele architektonischer Qualität, die das gestalterische und ästhetische Potenzial des Baustoffs Backstein dokumentieren. Höchste Handwerkskunst bis ins Detail und einfallsreiche Entwürfe gehen eine fruchtbare Symbiose ein und setzen neue Maßstäbe für zeitgemäßes Bauen.

Ähnlich kreativ gehen die Baumeister mit dem Farbenreichtum heutiger Backsteine um. Das Spektrum reicht von leuchtendem Weiß über kräftiges Orange, Rubinrot, Graphitgrau bis zu samtigem Schwarz – von den zahlreichen Schattierungen und Zwischentönen ganz zu schweigen. Ob ein Backstein besandet oder bestrahlt wird, ob er bedampft oder mit genarbten Walzen bearbeitet wird, entscheidet zudem über seine spezielle Haptik. Nicht zuletzt bestimmen die Formate der Steine, die Fugen und der Mauerverband mit darüber, ob ein Haus rustikal, modern oder expressiv daherkommt.

Raffinierte Eckausbildung beim Boarding Haus am Michel von Wandel Lorch Architekten (Einreichung im Rahmen des Fritz-Höger-Preises für Backstein-Architektur 2017).

Der Stein mit den tausend Gesichtern

Unter den vielen Möglichkeiten, die Außenwände eines Hauses zu gestalten, ist das Bauen mit Backstein oft die sinnvollste, fast immer aber die reizvollste. Denn eine solch unglaubliche Vielfalt an Farben, Formen und Oberflächen bietet kein anderer Baustoff.

Davon zeugen nicht nur die vielen historischen Backsteinbauten, sondern auch die Verwendung des Backsteins in der modernen Architektur. Wer sich auf die Suche nach Backstein-Anregungen begibt, sollte immer auch ein Auge auf Details haben. An Fenstereinfassungen, Giebeln und Portalen zeigt der Backstein so richtig, was in ihm steckt.

Das Stadthaus in Rosario/Argentinien von Diego Arraigade Arquitectos besticht mit seiner durchbrochenen Fassade (Einreichung im Rahmen des Fritz-Höger-Preises für Backstein-Architektur 2017).
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