Symbiose von Neu und Alt
Baumeister aus alten Zeiten bringen uns mit ihrer sprichwörtlichen Liebe zum Detail immer wieder zum Staunen. Backsteine bieten den Bauherren auch heute noch die Möglichkeit, ihrem Haus einen ganz besonderen Charakter zu geben. Bei historischen Gebäuden ist die Restaurierung mit neuen Backsteinen ganz geläufig. Aber auch bei Haussanierungen von historischen Privathäusern ist das Auswechseln von einzelnen Steinen oder ganzen Wandbereichen kein Problem.

Der Trend zum Wohnen in alten Barock- oder Jugendstilhäusern bis hin zu alten Kotten auf dem Land ist ungebrochen. Trotz seiner Widerstandskraft gegen Wind und Wetter muss auch eine Backsteinfassade nach Jahrhunderten einmal saniert werden. Moderne Backsteine passen sich harmonisch der alten Baustruktur an. Auch Anbauten mit Backstein ergänzen alte Baustrukturen ideal. Bei der Sanierung von historischen Gebäuden wird heute voller Überzeugung auf Backstein gesetzt.

Die Modernisierung des Mensagebäudes in Bourneville Village erfolgte mit der bewussten Begrenzung neuer Elemente sowie dem Erhalt des rustikalen Charakters der Backsteinfassade. Das aus den 1920er-Jahren stammende, im Herzen der Denkmalschutzzone Bournville Village gelegene Gebäude wurde in eine hochmoderne Unternehmenszentrale für den Süßwarenhersteller Cadbury umgewandelt.
Der Umbau des Speisetrakts bedingte einer radikalen Maßnahme, nämlich des Abrisses seines Mittelteils einschließlich eines Teils der Klinkerfront. Im Anschluss daran wurde ein neuer, aus Glas und Ziegeln gestalteter Mitteltrakt eingefügt, der durch eine kraftvoll wirkende Fassade mit einem beeindruckenden Eingang zum dramatisch gestalteten dreigeschossigen Atrium charakterisiert ist, wo Rezeption, Café wie auch Ausstellungs- und Wartebereiche Anziehungspunkte für die Gemeinschaft bilden.
Bei der behutsamen Sanierung der beibehaltenen Fassaden wurde deren rustikale Eigenart besonders zur Geltung gebracht. Die Feingestaltung der neuen Fronten reflektiert bestehende Fassadendetails und stellt eine harmonische Verbindung zwischen Altem und Neuem her.
Seit drei Jahrhunderten befindet sich das geschichtsträchtige Gebäude „Bluecoat Chambers“ in Liverpool in ständiger Veränderung. Der neue Anbau ist als Fortsetzung dieser historischen Entwicklung gedacht. Das 1717 erbaute „Bluecoat Chambers“ ist das älteste Gebäude im Stadtzentrum Liverpools und gilt darüber hinaus als das älteste Kunstzentrum Großbritanniens. 2008 wurde es sorgfältig restauriert und um einen 2.250 m² großen Flügel für die darstellenden Künste erweitert. Der Anbau nimmt die ursprüngliche Form des ehemaligen Schulhauses mit H-förmigem Grundriss wieder auf.
Das zentrale Designkonzept basiert auf einem Restaurierungsansatz, bei dem alte und neue Elemente eng miteinander verwoben werden und in wechselseitigem Bezug stehen. Englische Motive wie die charakteristischen Erkerfenster wurden in das 21. Jahrhundert übersetzt, ohne die Originalfassade im Queen-Anne-Stil zu imitieren.
Das Gebäude wurde im Laufe seines Bestehens mehrfach erweitert und fortlaufend verändert. Der neue Anbau ist als Fortsetzung dieser historischen Entwicklung gedacht. Die Entscheidung für einen modernen rauen Backstein – zwecks Entstehung eines gitterartigen Musters im Kreuzfugenverband verlegt – fiel bewusst. Dabei zeigen die Stirnseiten des Neubaus lediglich die Kopfseite, die Längsseiten hingegen die Läuferseite der Steine, wodurch die Form des Flügels betont wird. Biq stadsontwerp, Rotterdam


Handwerkliche Details, wie z. B. ein Band aus schräg eingemauerten Steinen, rund gemauerte Fensterstürze oder auch Fensterbänke aus Backstein, geben Häusern im ländlichen Stil ihren unverwechselbaren Charakter. Kein anderer Baustoff bietet solch eine Vielfalt an Detaillösungen wie Backstein. Dabei sind Fassaden aus Backstein von Dauer, denn noch heute können wir die Kunstwerke und grandiosen Bauten alter Baumeister bewundern.
Wir können aber auch moderne Backsteinbauten an die Seite der historischen Vorbilder stellen. Mit einem fähigen Architekten gelingt die Symbiose von Alt und Neu so gut, dass sie nicht als Bruch empfunden wird. Denn der Baustoff Backstein schafft es wie kein anderer, verschiedene Architekturepochen zu versöhnen – und sie gleichberechtigt nebeneinander gut aussehen zu lassen.