Revitalisierung der ehemaligen historischen Fronfeste

Brückner & Brückner Architekten

Begehbare Geschichte

BEGEHBARE GESCHICHTE

Die Revitalisierung der ehemaligen historischen Fronfeste zu einem digitalen Bildungsstandort basiert auf dem Konzept, neues Leben in alte Häuser einziehen zu lassen. Das ist nicht nur nachhaltig und reduziert Leerstand, sondern schafft auch Identität und erhält eine viele Jahrhunderte alte Bausubstanz. 


Der neue Hochschulstandort hat eine wechselvolle Geschichte, war Fronfeste, Zehntkasten, Gefängnis und Polizeigebäude. Die imposanten Mauerwerke aus Bruch- und Feldsteinen stammen wahrscheinlich aus dem 16. Jahrhundert und gehören zu einem wohl nie vollendeten Gebäude. Die Grundidee des architektonischen und städtebaulichen Konzeptes war, Architektur als begehbare und erlebbare Geschichte zu denken. Damit die verschiedenen Zeitschichten im Mauerwerk ablesbar bleiben, wurde dieses im Zuge der Sanierung archäologisch aufgearbeitet, konserviert und als Baustein der Geschichte sichtbar gemacht. Aus den Mauern dieses besonderen Ensembles wurden die Außenanlagen für den neuen Hochschulstandort entwickelt: eine Gartenanlage wie früher schon einmal, ein Stadtbalkon, ein Hochschulgarten mit Blick auf das neue Gartenschaugelände. 

EIN ORT FÜR STADTFÜHRUNGEN 
Aus einem jahrelang abgeschotteten Areal wurde ein öffentliches, das nicht nur eine hohe Aufenthaltsqualität für Studierende und Bürger bietet, sondern auch eine barrierearme Verbindung zwischen dem Naherholungsgebiet und dem Stadtzentrum mit Marktplatz schafft. Auch die verschütteten Gewölbekeller sind als Zeitdokument wieder erlebbar und neue eiserne Gitter sowie alte Ruß- und Fackelspuren erinnern an die Geschichte. Der früher aus Sicherheitsgründen nicht zugängliche Bereich ist jetzt ein Ort für Stadtführungen, Empfänge, Begegnungen und Kommunikation.

EINHEIT AUS ALT UND NEU
Durch gezielte, sensible Eingriffe wurde dem Anspruch an einen angemessenen Umgang mit der historischen Bausubstanz ebenso wie den Anforderungen an eine moderne, schwellenfreie Hochschulzweigstelle Rechnung getragen. Das Gebäude wurde als Bildungsstätte innerstädtisch neu aktiviert und energetisch saniert. Den Vortrags-, Seminar-, Dozenten- und Aufenthaltsräumen mit modernster technischer Ausstattung sind Teeküche, Toiletten und Nebenräume zugeordnet. Aus Alt und Neu entstand eine Einheit, in der sich das Gebäude selbst erklärt und einfache Orientierung schafft.
Die Materialien sind dieselben wie immer schon: mit Kalk geputzte, geschlämmte Wände, steinerne und hölzerne Böden, Eichenholz und Granit, Loden aus einer traditionsreichen Tuchfabrik und in den Außenanlagen ein speziell für dieses Haus gebrannter Ziegel, der die Farbigkeit der Feldsteine aus Granit hat.


Brückner & Brückner Architekten

Ort
Tirschenreuth, Deutschland
Bauherr
Stadt Tirschenreuth
Grundstückfläche
1.864 m²
Nutzungsfläche
1.076 m²
Bauzeit
2016 – 2020
Baukosten
2.913.000 EUR