Pathos Backstein
David Jan Wilk
David Jan Wilk zum Baustoff
„Betrachtet man die Eigenschaften anderer, neuer Baustoffe, deren Effizienz in Handhabung, (trag-)konstruktiven Eigenschaften und Kosten dem klassischen kleinformatigen Mauerwerk überlegen ist, bedeutet der technische Fortschritt moderner Bauweisen dann nicht auch das Ende der Daseinsberechtigung des Mauerwerks?“ Diese und weitere Fragen bewirkten eine Unruhe in mir, der ich in "Pathos Backstein" nachgegangen bin, um sie zu ergründen und eine Haltung zur Backsteinarchitektur zu entwickeln.
"Pathos Backstein" beschäftigt sich mit dem Stellenwert von sichtbaren Backsteinkonstruktionen innerhalb der Lehre und in Lehrbüchern der letzten 2 Jahrhunderte. Die Abschlussarbeit vergleicht den technischen und künstlerischen Anspruch an den Backstein im Wandel der industriellen Revolution, im Ursprung der Moderne und im Zeitalter der Normung und Globalisierung. Das Ergebnis aus dem Vergleich des Stellenwerts des Ziegels im Laufe der Jahrhunderte führt zu einer Erkenntnis: Wir haben als Architekten einen Ruf zu verlieren, wenn wir die Architektur nicht mehr als Baukunst, sondern als Ansammlung von Kompromissen unterschiedlichen Ursprungs betrachten.
Wirtschaftlichkeit und Planungssicherheit dominieren das Bauwesen ebenso wie Optimierungsvorgänge und Automatisierungsversuche. Design wird zunehmend überbewertet. Um die Konstruktion kümmern sich in der Regel die Fachplaner, die eine Ingenieursausbildung absolviert haben. Dabei liegt es so nahe, sich auf den ursprünglichen Entwurfsvorgang zurückzubesinnen, um die verloren scheinende ästhetische Qualität wiederzubeleben. Nicht der reine Inhalt ist es, der ein Lehrbuch oder einen Lehrplan sinnvoll und wertvoll macht. Es ist die Gesinnung, die hinter dieser Lehre steckt. Es ist schlicht nicht möglich, einem Studierenden oder einem Auszubildenden alle Möglichkeiten aller Baumaterialien darzulegen. Auch ist es nicht ratsam, nur einem bestimmten Teil des Bauwesens, den auch die Mauerwerkskonstruktionen letztlich nur darstellen, zu viel Wert beizumessen.
Es ist jedoch festzuhalten, dass über alle Generationen hinweg zum Blick auf die fachlichen Ahnen gemahnt wurde. Auch heute scheint es umso wichtiger, sich des Handwerks zu bedienen und es zu erforschen und bestenfalls zu erlernen. Bestimmt der Backstein selbst wieder die Rahmenbedingungen eines Backsteinentwurfs, so bleibt er zeitgemäß und materialgerecht und verkommt nicht zur allzu schnell "eingeklickten" Tapete. Das Wissen um vergangene Konstruktionstechniken, der internationale Informationsaustausch und die Fortschritte technischer Entwicklungen haben uns an einen Punkt gebracht, an dem wir über mehr Gestaltungspotential verfügen, als je zuvor. Nutzen wir es!
David Jan Wilk