Neubau Verwaltungsgebäude Textilverband in Münster
behet bondzio lin architekten
STEINERNER FALTENWURF
Das Entwurfskonzept des Gebäudes für den Verband der Nordwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie verfolgt das Ziel, allen Mitarbeitern den Ausblick in den nördlich angrenzenden malerischen Landschaftsraum zu ermöglichen und die von Süden ankommenden Besucher mit einem starken textilen Image zu empfangen.
Der langgestreckte Baukörper wird an drei Seiten von einer vollständig geschlossenen Ziegelfassade umfasst. Das Volumen, geschlossen zum Osten, Süden und Westen und geöffnet zum Norden, ist die Basis für ein energetisch optimiertes Bürogebäude.
Die Inspiration für die Ziegelfassade ist der Alabasterfaltenwurf der Beethoven-Statue von Max Klinger, die im Leipziger Bildermuseum steht. Klinger hat hier eine paradoxe Wahrnehmung geschaffen. Der Betrachter sieht ein scheinbar fließend leichtes Tuch über den Knien von Beethoven und erkennt zugleich, dass es aus massivem Stein besteht.
Diesem Bild folgend setzen behet bondzio lin architekten sechs Sondersteine mit gradientenhaft ansteigendem Hub ein, die aus Licht und Schatten eine scheinbar in Bewegung befindliche Fassade erzeugen. Das Ergebnis: Die Fassade wirkt wie ein Tuch, über das der Wind streicht. Insgesamt 74.000 Klinker setzten die Maurer einzeln an ihre bestimmte Position, um den Eindruck von Stofflichkeit zu vermitteln. Die Planung und Realisierung war eine große Herausforderung. Sieben verschiedene Größen wurden eigens angefertigt, um den gewünschten optischen Effekt erzielen zu können, der im Wesentlichen auf dem unterschiedlichen Schattenwurf der einzelnen Steine beruht. Der Entwurfsprozess erfolgte parametrisch, also über ein eigens geschriebenes Computerprogramm. Für die Baustelle wurden Pläne erstellt, auf denen die zuvor errechnete Position jedes einzelnen Steins genau vermerkt war.
Das Auftrennen und leichte Versetzen des Baukörpervolumens erzeugt einen Vorbereich, der die Nutzer und Besucher in das Gebäude leitet. Nach Norden öffnet es sich fast vollständig über eine Glasfassade zu dem außergewöhnlich schönen Landschaftsraum. Durch die Nordorientierung sind alle Räume gut mit Tageslicht versorgt und benötigen keinen Sonnenschutz. Dies erlaubt auch im Hochsommer den ganztägigen Ausblick der Mitarbeiter ins Grüne.
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