Urbanes Lebensgefühl

SIMONA CAPAUL

Das Backstein-Quartier ,Barrio Rojo‘

Das Backstein-Quartier ,Barrio Rojo‘

Der Entwurf befasst sich mit der städtebaulichen Verdichtung und Revitalisierung der ehemaligen Schlachthallen in Berlin. Das Ziel ist ein urbanes Quartier „für ein bezahlbares Wohnen“. Die Leitsätze der „Kritischen Rekonstruktion“, der „Europäischen Stadt“ sowie der „Analogen Architektur“ werden angewendet. Bei der neuen Bebauung wird der gleiche rote Backstein als Fassadenmaterial verwendet wie bei den denkmalgeschützten Bestandshallen. So entsteht ein homogenes Quartier mit eigener Identität.

Der Entwurf befasst sich mit der städtebaulichen Verdichtung und Revitalisierung der ehemaligen Schlachthallen in Berlin aus dem 19. Jahrhundert, die seit 1995 unter Denkmalschutz stehen. Ihre einprägsame Erscheinung verdanken sie der Verwendung des Materials Backstein. Das neue Ensemble besteht aus acht Baukörpern, die drei unterschiedliche Bautypologien aufweisen: Das hohe „Stadthaus“, die Riegel- und Winkelbebauung.

Für die städtebauliche Einbindung sorgen unterschiedliche Attikahöhen: 3-geschossig entlang der denkmalgeschützten Bestandsfassaden bis hin zum 9- geschossigen Stadthaus. Als Leitidee fungierte die Idee der „Kritischen Rekonstruktion“ und das Prinzip der „Europäischen Stadt“. Architektonisch wird das Leitbild der „Analogen Architektur“ angewendet: Das Quartier wird kontinuierlich „weitergebaut“. Das Neue wird aus dem Bestand abgeleitet und neu interpretiert. Fassaden Die Fassaden beziehen sich in ihrer Formensprache und Materialität auf die Bestandshallen. Deren monotaktische Rhythmisierung wird im Entwurf aufgegriffen. Die verschiedenen Nutzungen bleiben aber klar ablesbar. Das Fassadenraster beträgt 2,70 Metern. Fassadenrücksprünge, Loggien und unterschiedliche Fensterformate lockern die Stringenz auf. Für die Bebauung gibt es eigens entwickelte Fassadentypologien.

Die Vertikalität der Bestandsfassaden mit ihren Ecklisenen wird zum Beispiel beim hohen Stadthaus aufgegriffen: Dessen Fassade wird ebenfalls mit dreieckigen Lisenen „plastisch“ ausgebildet. Bei der Riegel- und Winkelbebauung werden die schrägen Fensterlaibungen thematisiert. Konstruktion Die Riegel- und Winkelbebauung besteht aus einer Mischbauweise aus tragenden Wänden und Stützen in Stahlbeton. Die Wandstärke mit Klinkersteinen beträgt 57,5 Zentimeter. Der Wandaufbau des hohen Stadthauses mit den Lisenen dagegen besteht aus tragenden Pfeilern aus Stahlbeton. Diese ummantelten Stahlbetonpfeiler haben eine äußere Schicht aus vorgemauerten Klinkersteinen. Sie werden in Elementbauweise vorfabriziert.

Materialität Das neue Backsteinensemble greift die strukturelle und bildhafte Materialität der Bestandshallen auf: Es wird ein halbversetzter Läuferverband gewählt für eine homogene Fassade. Die Standardformate der roten Klinkersteine betragen 24 x 11,5 x 7,1 Zentimeter. Im Sturzbereich verlaufen diese aufgrund eines Sturzbauelements mit seitlichem Auflager als halbversetzter Läuferverband. Die Fensterbänke sind vorgefertigte verblendete Betonelemente, bei denen die Klinkerriemchen direkt mit dem Beton gegossen werden. Für die schrägen Fensterlaibungen und dreieckigen Lisenen kommen als Ecksteine spezielle Formsteine zum Einsatz.

Das Quartier erhält einen einheitlichen Bodenbelag aus grauem Pflasterklinker. Nutzung Das urbane Quartier ermöglicht „bezahlbares Wohnen“. Öffentliche Nutzungen beleben das Erdgeschoss. Als Treffpunkt für die Bewohnenden dienen begrünte Gemeinschaftsterrassen. Insgesamt bietet das Quartier ,Barrio Rojo‘ 226 Wohnungen für etwa 450 Bewohnende.

Simona Capaul

Architekt
Simona Capaul
Grundstückfläche
15.000 m²
Bebaute Fläche
5.600 m²
Nutzungsfläche
30.547 m²