Education Center Nyanza
Dominikus Stark Architekten
Grosses Statement für das Bauen mit Backstein
Auf eine private Initiative hin entstand in Nyanza, an der Verbindungsstraße zwischen den wichtigsten Städten des Landes Kigali und Butare der Neubau eines Ausbildungszentrums.
Es sollte ein Ausbildungszentrum mit Leuchtturmcharakter im Bereich IT entstehen, mit zukunftsorientierten Lehrplänen und mit enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaft.
In dem durch Landwirtschaft geprägten Gebiet, mit unzähligen, einzeln verstreuten Lehmhäusern, sitzt der Komplex wie ein Findling in der Landschaft. Selbstbewusst und klar in seiner Form. Gebäude gruppieren sich um einen zentralen Platz und integrieren ein zu sanierendes Haus in die neue Anlage. Nach außen ohne Öffnungen orientieren sich die einzelnen Häuser nach innen. Einzig das öffentlich zugängliche Internetcafé mit Copyshop öffnet sich nach außen und bildet den Vorplatz und Eingang der Anlage. Vorgelagerte Innenhöfe und Stützenreihen bilden einen Filter zwischen den Häusern und dem zentralen Platz in der Mitte. Die entstehenden Rückzugsmöglichkeiten ermöglichen parallele Nutzungen. Lediglich die Kantine, in der auch Hochzeiten und Kinoabende stattfinden, öffnet sich direkt zum Hauptplatz.
Dauerhaft gut, dauerhaft schön sollen die Materialien sein. Auf der Suche nach einem geeigneten Material, das lokal verfügbar war und ohne Maschine verbaut werden konnte, wurde Ziegel gewählt. Ein ursprüngliches Material mit langer Tradition in Ruanda und positiven bauphysikalischen Eigenschaften. Von vielen Ein-Mann-Unternehmen wurden handgeformte, tonhaltige Lehmquader hergestellt und in einer Kooperative über Wochen zu Ziegelsteinen gebrannt. Auch in Ruanda orientiert sich die Größe des Steins an den Maßen der menschlichen Hand. 575.000 Ziegelsteine wurden „Stein auf Stein“ präzise zu einem Ganzen gefügt. 150.000 m sichtbare Mörtelfugen wurden abgezogen. Ziegelstein als Material für Wände, Stützen, Lüftungsöffnungen, Bodenbeläge und Sitzbänke. Deckenverkleidungen aus Papyrus sowie das Flechtwerk der Kantinen- und Hoftore wurden von den örtlichen Korbflechterinnen hergestellt. Die Einbeziehung der lokalen Handwerker und der Menschen vor Ort fördert die Akzeptanz der Einrichtung und trägt zur wirtschaftlichen und baukulturellen Nachhaltigkeit bei.
Ein einfaches Querlüftungskonzept in Kombination mit der Speichermasse der massiven Ziegelwände ermöglicht ein angenehmes Raumklima. Die Ausrichtung des Dachtragwerks zum Innenhof hat ebenso einen funktionalen Hintergrund: das Sammeln von in diesen Breitengraden kostbarem Regenwasser. Auf den Einsatz vom Werkstoff Holz wurde aufgrund des Mangels am Baustoff verzichtet.
Dominikus Stark Architekten